Er ist einer der ganz Großen in der Geschichte des Schweißens: Dank Borys Paton war die UdSSR in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts eine der führenden Nationen im Bereich des Lichtbogenschweißens. Für den Perfect Welding Blog gibt der Experte Einblicke in die Geschichte des Schweißens und die zukünftigen Herausforderungen der Schweißtechnik.
Die große Bedeutung des Schweißens für die Entwicklung der Menschheit und auch für unseren heutigen Lebensstandard steht für Professor Borys Paton außer Frage. Denn nur durch die stetige Weiterentwicklung der Fügetechniken war der rasante Fortschritt unserer Gesellschaft möglich. „Das ist für mich das Inspirierende und Faszinierende daran“, sagt Paton im Interview mit dem Perfect Welding Blog. Paton selbst gilt als einer der wichtigsten Pioniere in der Entwicklung des Schweißens. Als Held der Ukraine bekannt, leitet er eines der renommiertesten Institute für elektrisches Schweißen: das E.O. Paton Electric Welding Institute in Kiew.
Als Schweiß-Experte an der Geschichte beteiligt
Paton trieb vor allem das mechanisierte Schweißen voran und war so an der Weiterentwicklung der Schweißtechnik maßgeblich beteiligt. „Die atemberaubendsten Veränderungen haben das Elektroden-Handschweißen, das Unterpulverschweißen, das Wolfram-Inertgas-Schweißen und das Metall-Inert- und Aktivgas-Schweißen bewirkt“, erläutert Paton. Den großen Ansporn hinter neuen Entwicklungen sieht der Experte in den wachsenden Anforderungen der Industrie. Durch den industriellen Bedarf an neuen Methoden und Techniken entstanden unter anderem das Wechselstromschweißen, Puls-Prozessoren, Autokorrektur-Einstellungen oder auch digital geregelte Prozesse.
WIG-Schweißen auch zukünftig erste Wahl bei hoher Qualität
„WIG-Schweißen ist nach wie vor die beste Wahl bei hohen Anforderungen an die Qualität der Schweißnaht“, sagt Paton. Der Experte prophezeit dem alten Schweißprozess in Zukunft sogar eine Schlüsselrolle im Verbindungsschweißen, insbesondere im Bereich der produzierenden Industrie und vor allem dort, wo Roboter zum Einsatz kommen. Eine zentrale Aufgabe sei dabei das einlagige Schweißen größerer Wanddicken von zehn Millimetern und mehr. Bahnbrechende Entwicklungsschritte in der Geschichte des WIG-Prozesses sind laut dem Schweißexperten etwa der Einsatz aktiver Substanzen (Activating Flux oder „A-TIG“), hochfrequentes WIG-Schweißen (High Frequency Pulse oder „HFP-TIG“) oder die Anwendungen von Inertgas mit Aktivgas-Beimischung. Diese Verbesserungen des Schweißprozesses steigere die Wirtschaftlichkeit des WIG-Schweißens deutlich.
Die Zukunft des Schweißens wird herausfordernd
Trotz der zahlreichen Weiterentwicklungen in den letzten Jahren sieht der Experte großen Bedarf an neuen Schweißsystemen, Prozessen und Zusätzen. „Es gibt zunehmend Konstruktionen und Maschinen, die eine kritische Lebensdauer erreicht haben. Darum sind Instandsetzungsschweißungen ein wichtiges Thema. Hierfür ist es wichtig, zuverlässige Verfahren zur Bestimmung der Restlebensdauer von geschweißten Verbindungen zu schaffen“, erklärt Paton. Daneben drängt die Industrie aktuell auf die Weiterentwicklung von Kombinationen, die in Hybrid-Prozessen zur Anwendung kommen. Verbesserungspotential sieht der Schweißexperte aber auch bei den Schweißgeräten selbst. Der Konstruktionsaufbau müsse weiterentwickelt werden, um Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten zukünftig zu erleichtern. In dieser stetigen Notwendigkeit, nach fundamental neuen Lösungen zu suchen und neue Technologien, Materialien und Strukturen zu schaffen, liegt Patons Meinung nach auch die wahre Schönheit des Schweißens.
Pionier bei der Entwicklung des Schweißens
Borys Paton ist maßgeblich an der Entwicklung des Schweißens beteiligt. Das persönliche Interesse am Fügen von Metallen wurde ihm bereits bei seiner Geburt im Jahr 1918 in die Wiege gelegt. Als Sohn des Gründers eines der bedeutendsten Schweißtechnik-Institute der Welt trat Paton schnell in die Fußstapfen seines Vaters. Er studierte am Kiewer Polytechnischen Institut und arbeitete zunächst als Ingenieur. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er 1953 die Leitung des E.O. Paton Electric Welding Institute in Kiew. Paton schuf in den folgenden Jahren die Rahmenbedingungen für weitere Forschungsarbeiten, knüpfte wichtige Kontakte zur Industrie und trieb unter anderem Methoden des mechanisierten Schweißens voran.
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1 Kommentar
Mateusz Olszewski
27. Februar 2023 um 11:10 UhrGuten Morgen!
Ich möchte Ihnen für den schönen Artikel über unseren Gründer danken, er ist sehr angenehm zu lesen und von großem Wert für uns. Ich möchte Sie bitten, eine Information in Ihrem Material zu korrigieren.
„Nach dem Tod seines Vaters übernahm er 1953 die Leitung des E.O. Paton Electric Welding Institute in Kiew, das er bis heute leitet.“
„Paton wurde zuletzt 2015 für eine weitere Amtszeit als Vorsitzender der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine wiedergewählt.[4] Im März 2020 reichte Paton seine Kandidatur für den Posten nicht ein, was bedeutete, dass er das Amt aufgab.[4]
Paton starb am 19. August 2020 im Alter von 101 Jahren[3] und wurde drei Tage später auf dem Friedhof von Baikove beigesetzt.[10]“
Ich danke Ihnen vielmals,
Mateusz