Schweißen ist ein spannender und herausfordernder Job. Neben handwerklicher Geschicklichkeit benötigen Schweißerinnen und Schweißer ein umfassendes Wissen von der Wahl der richtigen Zusatzwerkstoffe, Schweißparameter, Spannvorrichtungen und Schweißfolgen. Anspruchsvoll und gut bezahlt, ist dieser Beruf nicht nur interessant und abwechslungsreich, sondern auch mit Risken verbunden – vor allem dann, wenn man sich beim manuellen Schweißen nicht ausreichend schützt.
Achtung vor Lichtbogenstrahlung!
Beim Lichtbogenschweißen wird die Luft zwischen Elektrode und Werkstück durch Anlegen von elektrischer Spannung ionisiert. Plasma entsteht. Es ist mehrere Tausend Grad heiß und sendet Strahlungen mit unterschiedlichen Wellenlängen aus. Dabei werden neben dem sichtbaren Licht gesundheitsgefährdende Infrarotstrahlung und ultraviolette Strahlung erzeugt.
Sichtbares Licht
Es führt zur Blendung der Augen. Im elektromagnetischen Spektrum befindet sich Licht im Wellenlängenbereich von 400 bis 750 nm.
Infrarotstrahlung
Sie befindet sich im Wellenlängenbereich von 750 bis 1.000 nm und wird als Wärmestrahlung wahrgenommen. Wirken Infrarotstrahlen länger auf die Haut ein, besteht die Gefahr von Verbrennungen. Auch die Augen können geschädigt werden. Kurzwellige IR-Strahlung kann zur Trübung der Augenlinse (Feuerstar) führen, langwellige die Hornhaut verbrennen.
Ultraviolette Strahlung
UV-Strahlung ist für den Menschen unsichtbar. Geringe Mengen werden zur Bildung von Vitamin D benötigt, zu hohe Dosen sind schädlich. Beim Schweißen ist sie für das „Verblitzen“ der Augen verantwortlich und verursacht Bindehautentzündungen. Sind Hautareale ungeschützt, kommt es bei kurzzeitig hohen Dosen zu Sonnenbrand. Langfristig hohe Dosen können zu Hautkrebs und grauem Star führen.
UV-Strahlung wird – abhängig von der Wellenlänge – in drei Kategorien unterteilt:
- UV-A-Strahlung (320–380 nm) dringt tief in die Haut ein. Sie verursacht Bräunung und Hautalterung.
- UV-B-Strahlung (280–320 nm) dringt in die oberen Hautschichten ein. Sie verursacht Sonnenbrand und ist in hohem Maße krebserregend.
- UV-C-Strahlung (100–280 nm) ist kurzwelliger und energiereicher als UV-A- und UV-B-Strahlung. Die natürlichen UV-C-Strahlen, ausgehend von der Sonne, werden von der Erdatmosphäre größtenteils absorbiert. Sie erreichen die Erdoberfläche nicht und sind für den Menschen daher ungefährlich. Künstlich erzeugt – zum Beispiel beim Schweißen – können sie Sonnenbrand und Hauttumore verursachen.
Wie man sich erfolgreich gegen UV-/IR-Strahlung schützt
Für einen wirkungsvollen Schutz muss der gesamte Körper vor Lichtbogenstrahlung geschützt sein. Grundsätzlich gilt beim Arbeitsschutz: „Gefahren sind an der Quelle zu beseitigen.“ Wenn dies nicht ausreichend oder gar nicht möglich ist, bietet das STOP-Prinzip Orientierung. Es beschreibt die Rangfolge der einzelnen Schutzmaßnahmen – die sogenannte Maßnahmenhierarchie. Sie ist einer der wichtigsten Grundpfeiler des geltenden Arbeitsschutzes. Persönliche Maßnahmen wie der Einsatz persönlicher Schutzausrüstung (PSA) sind dabei immer die letzte Instanz.
Substitutionsmaßnahmen
Anderen Schweißprozess wählen
In speziellen Fällen lässt sich das Lichtbogenschweißen durch andere Verfahren ersetzen. Diese bringen entweder keinen Lichtbogen zum Einsatz oder decken diesen ab.
Technische Maßnahmen
Die Gefahr abschirmen
Am besten lässt sich der Lichtbogen beim automatisierten Schweißen in Schweißzellen abschirmen. Diese Anlagen sind mit Einhausungen ausgestattet, welche die Lichtbogenstrahlung zu 100 % vom Schweißpersonal fernhalten.
Natürlich sind genauso jene Personen, die sich in der Nähe von Schweißarbeiten befinden, vor Reflexionen und Blendungen zu schützen. Deshalb ist jeder Schweißarbeitsplatz mit Sichtschutz auszustatten – beispielsweise mit roten Lamellenschutzvorhängen. Solche Vorhänge absorbieren die Strahlung weitgehend und bieten je nach Einfärbungsgrad sogar Sichtkontakt.
Was möglicherweise nicht jedem bewusst ist: Die Wände von Schweißarbeitsplätzen sollten nicht hellfarbig oder glänzend sein. Weiße Wände reflektieren die Lichtbogenstrahlung stark und sind deshalb völlig ungeeignet.
Organisatorische Maßnahmen
Einwirkung einer Gefahr begrenzen
Da selbst kurze Lichtbogenbrennzeiten das menschliche Auge gefährden, nützt es praktisch nichts, wenn man zum Schutz der Augen auf schnelleres Schweißen setzt. Gleichwohl reduziert es die Expositionsdauer bei Schweißrauch und reduziert auf diese Weise das Gesundheitsrisiko von Schweißerinnen und Schweißern.
Persönliche Maßnahmen
Persönliche Schutzausrüstung verwenden
Neben der kompletten Abschirmung des Lichtbogens (z. B. durch Cobot-Schweißzellen) ist sie die am besten geeignete Maßnahme, um sich effektiv vor Lichtbogenstrahlung zu schützen. Die persönliche Schutzausrüstung gegen UV-/IR-Strahlung besteht normalerweise aus Schweißhelmen, Schutzbrillen, Schutzbekleidung und Schutzhandschuhen.
Schweißhelme
Sie schützen die Augen vor schädlichen Strahlen und verhindern Augenerkrankungen wie den Feuerstar oder Bindehautentzündungen. Es gibt sie in verschiedenen Ausführungen, die nicht nur das Gesicht, sondern auch Kopf und Hals schützen. Je nach Art des Schweißens und der Schutzanforderungen gibt es unterschiedliche Schweißhelme auf dem Markt.
Passive Schweißhelme haben einen fest installierten Schutzfilter, der vor Strahlung schützt. Die Verdunklung ist hier nicht einstellbar und Anwenderinnen und Anwender müssen den Helm vor und nach dem Schweißen anheben.
Automatik-Schweißhelme zeichnen sich durch ein automatisches Verdunklungssystem aus, das bei Beginn des Schweißvorgangs den Schutzfilter aktiviert und so vor Blendung schützt. Die Verdunklung erfolgt innerhalb von Sekundenbruchteilen und ist in der Regel stufenlos einstellbar.
Einige dieser hochwertigen Helme verwenden besondere UV-/IR-Filter, die dank spezieller Technologien alle schädlichen Strahlen blocken, wobei sie das unschädliche sichtbare Licht in der bestmöglichen Transmission passieren lassen. Daraus resultiert eine hoch detaillierte Farbwiedergabe, die sogar den Schmelzverlauf erkennen lässt und so zu höchstmöglicher Schweißqualität verhilft!
Innovative Helme der neuesten Generation sind mit Bluetooth®-Technologie ausgestattet. Sie reagieren unmittelbar, bevor der Lichtbogen gezündet wird – auf Befehl des Schweißgerätes.
Insgesamt bieten Schweißhelme einen wichtigen Schutz vor Blendung, Strahlung und Funkenflug.
Schutzbrillen
Sie haben spezielle Gläser, die sowohl vor intensiver Strahlung als auch vor Blendung schützen. Es gibt sie in unterschiedlichen Schutzstufen, die auf dem Glas angegeben werden. Einige von ihnen haben einen seitlichen Schutz, der das Eindringen von Funken und Schweißspritzern verhindert.
Schutzbekleidung und Schutzhandschuhe
Um die menschliche Haut ausreichend gegen Schweißspritzer und UV-Strahlung zu schützen, sind sie für Schweißerinnen und Schweißer ein Muss! Es gibt sie in unterschiedlichen Ausführungen – gefertigt aus leichten Funktionsstoffen bis hin zu hochwertigen Jacken und Handschuhen aus Leder. Hauben, Kopftücher, Masken, Schweißerärmel und Schürzen ergänzen das umfangreiche Angebot.
Neben Lichtbogenstrahlung birgt Schweißen auch noch weitere Risiken, vor denen es sich zu schützen gilt. Welche das sind? Schauen Sie gleich mal auf unserer Website vorbei und informieren Sie sich! Und wenn Sie aus dem langjährigen Berufsalltag eines Schweißtechnologen und Anwendungstechnikers erfahren möchten, welche Unfälle durch fehlenden Schutz passiert sind und wie sich die Themen Gesundheit und Sicherheit über die Jahre verändert haben, lesen Sie gerne unser Interview dazu!
Keine Kommentare